Samstag, 20. Dezember 2008

Geschichte wiederholt sich


"Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt."

Dieser weise Spruch des indischen Menschenrechtlers Mohandas Karamchad Gandhi ist nur allzu wahr, wie es scheint. Einen Beweis dazu spiegelt ein chinesisches Zitat wider, dessen Inhalt durchaus die heutige Zeit charakterisieren könnte.

Als ich es zum ersten Mal hörte, fühlte ich mich an einige Leute erinnert, die sich wie dort beschrieben verhalten haben und so vieles in ihrem Leben selbstverschuldet mehr oder minder den Bach herunter rinnen ließen.

Nur kurz umrissen, möchte ich den Fall meines früheren Mitbewohners umreißen, um klar zu machen, worum es mir geht:

Er, damals grad aus der Schule, frisch eingeschrieben an der Uni, zog in meine WG. Anfangs versuchte er sich irgendwie in die Wohngemeinschaft einzugliedern, knüpfte mit uns anderen Freundschaften, fand ein hübsches Mädel und verliebte sich in sie. Die beiden sahen sich zwar durch das Studium nicht so häufig, trotzdem hielt die Beziehung.
Doch dann kam WOW auf den Markt und meine Roomie kapselte sich mehr und mehr ab. Er aß weniger und wenn, dann gab es nur Dosenfraß oder Fastfood.
War er am Anfang noch mit auf Partys gekommen, so blieb er jetzt nur noch in der Wohnung und zockte. Dasselbe galt für die Lehrveranstaltungen genauso wie Prüfungen, an denen er immer spärlicher, dann irgendwann gar nicht mehr teilnahm.
Mit uns anderen redete er dann auch bald nur noch das Nötigste, dann eigentlich so gut wie gar nicht mehr, außer mit seinen WOW-Leuten über Voice-Chat. Selbst seinen Eltern gegenüber ließ er sich am Telefon verleugnen, um ungestört in seine MMORPG-Welten abtauchen zu können...
Seine Freundin vernachlässigte er immer öfter, versetzte sie, um zu spielen und ging eines Tages dann einfach nicht mehr ran, wenn sie anrief, um mit ihm zu reden.

Und dann?

Das Ende vom Lied sah dann so aus, dass er in der selben Woche exmatrikuliert wurde, in der seine Freundin mit ihm schlussmachte. Er musste ausziehen und hätte wohl kaum Chancen gehabt, wenn nicht letztendlich seine Eltern ihn aufgefangen und ordentlich in den Hintern getreten hätten. Sie holten ihn zurück unter ihre Fittiche, halfen ihm irgendeine Lehrstelle zu finden, nach dem er durch das Spiel sein Hochschulstudium Maschinenbau vergeigt und sich damit die Chance auf einen aussichtsreichen, anspruchsvollen und vor allem besser bezahlten Job verbaut hatte und haben hoffentlich ständig ein Auge auf ihn. Ob sie ihm den Ausstieg aus der WOW-Sucht ermöglichen konnten, weiß ich nicht, aber ich wünsche es mir für ihn sehr.

Sicher ist sein Fall einer der weniger krassen, aber doch schlimm genug, wenn's nach mir geht.
Und wenn man das, was ihm und vielen anderen widerfahren ist, betrachtet, fällt traurigerweise auf, dass wir anscheinend nicht wirklich aus unseren Fehlern lernen, obwohl sich die Geschichte immerzu wiederholt.

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