Mittwoch, 25. August 2010

Inception

Wir waren gestern im Kino und haben und uns die Spätvorstellung von Inception (zu deutsch "Beginn") gegönnt, dem neuen Streifen von Christopher Nolan, der schon andere durchaus sehenswerte Werke wie die beiden neuen Batman-Movies und den weniger bekannten Film Prestige zu verbuchen hat.
Nunja, da die Kritiken für den Film, die ich in letzter Zeit rezipiert habe, bisher alle vielversprechend waren, besonders im Bereich Musik, für die kein geringerer als Hans Zimmer verantwortlich ist, eine weltbekannte Größe unter den Komponisten der Filmindustrie, war die Erwartungshaltung auch entsprechend hoch - natürlich...

Hier zunächst ein Überblick über den Plot von Inception:
Mit Hilfe einer vom Militär entwickelten Technologie ist es möglich geworden, Träume zu teilen. Dies kann bewusst und freiwillig geschehen oder aber man macht es wie Dominic "Dom" Cobb, welcher in die Träume anderer Menschen einbricht, um ihnen ihre Geheimnisse zu stehlen.
Die Arbeit als so genannter Extractor ist jedoch gefährlich - in vielerlei Hinsicht:
Nicht nur, dass man bei eventuellem Versagen mal eben seine ultra-einflussreichen Auftraggeber (z. B. internationale Großkonzerne, die einen für Industriespionage engagieren) gegen sich aufbringen kann oder dass trainierte Träumer einem im Traum Schmerzen übelster Sorte verpassen können, weil sie "Security" im Unterbewusstsein haben oder dass man die natürliche Fähigkeit zu träumen verliert, nein, am schlimmsten ist es, wenn man sich selbst verliert in seinen Träumen, aufhört Realität und Kopfkino zu unterscheiden... Dann wird es richtig mies. Und Dom Cobb, nunja, er schafft das alles mit Bravour!
Er ist kein Held, sondern ein von Schuldgefühlen zerfressener Krimineller. Dabei leiten ihn weder niedere Motive oder der pure Spaß am Gedankendiebstahl,  sondern der Wunsch, seine Kinder wiederzusehen. Seitdem man Dom nämlich den Mord an seiner Frau Mal zur Last legt, darf dieser nicht mehr in die USA einreisen, weil er sonst sofort der Gerichtsbarkeit ausgeliefert wäre und ins Kittchen wandern würde. Also arbeitet er notgedrungen als Extractor, wobei ihm die Projektion seiner Frau immer wieder begegnet und seine Aufträge sabotiert. So geschieht es auch als er den Japaner Saito bespitzelt, dass sie ihm ordentlich dazwischenfunkt und der Auftrag misslingt.
Doch statt Cobb in der Realität töten zu lassen, beauftragt der schwerbeindruckte Großindustrielle den Extractor für ihn etwas zu versuchen, was angeblich unmöglich ist, eine Inception.
Dabei handelt es sich um die Einpflanzung einer Idee, eines Gedankens, welchen das Subjekt als einen eigenen annimmt und entsprechend danach handelt.
Saito möchte genauer gesagt, dass Dom in den Traum von Robert Fisher Jr., dem Sohn des einflussreichsten Energiemagnaten der Welt, eindringt und diesem suggeriert, er solle das Imperium seines Vater, welches er in Kürze erben wird, zerschlagen.
Angeblich ist bisher niemandem ein solch extrem riskantes Unterfangen gelungen, zum einen weil man dazu extrem tief in die Traumebenen des Subjekts eindringen muss, was nicht ohne starke Sedation funktioniert, und zum anderen, weil das Subjekt entweder merkt, dass es träumt und vor der Platzierung der Idee aufwacht, oder den Fremdgedanken schlichtweg nicht annimmt.
Cobb nimmt an, da ihm Saito verspricht, seine Beziehungen zu nutzen und den verzweifelten Familienvater wieder mit seinen Kindern zu vereinen und die Strafverfolgung gegen ihn aufzuheben.
Cobb stellt sich daraufhin ein Team zusammen und wagt den Versuch einer Inception, bei dem er selbst zu seinem größten Feind wird, genauer gesagt sein Unterbewusstsein und seine Erinnerungen an seine tote Frau Mal.
Natürlich geht alles schief, was schief gehen kann und am Ende weiß man als Zuschauer selbst nicht mehr, was Traum und was Realität ist.

Nun zur Wertung:
Der sehr lange Film (148 Minuten) ist künstlerisch und storytechnisch so gut gemacht, so dass einem seine Spieldauer als Zuschauer kaum auffallen dürfte. Die Handlung ist dicht und komplex, besonders durch Traum-im-Traum-Verschachtelungen, die einen nicht selten zugleich verblüffen und verwirren sowie das ein oder andere Aha-Erlebnis hervorrufen. Gerade die Eindringlichkeit vieler surrealer Bilder und Stimmungen reißt mit und fasziniert. Das Konzept des Traumdiebstahls ist zudem innovativ und komplex in seiner Darstellung, wird aber nach und nach in den verschiedenen Phasen der Story recht klar erläutert. Leider bricht dieses im Laufe des Films ein ganz klein Wenig ein und zeigt hier und da kleine Inkonsistenzen, was aber durchaus verschmerzbar ist und der Logik des Films keinen Abbruch tut. Außerdem wäre ohne sie eine konsistente Handlung insgesamt gar nicht machbar. Man merkt diese geringfügig gedehnte Auslegung der selbst etablierten Konzepte eh nur, wenn man ganz genau hinschaut, also...
Die Figuren sind durchweg gelungen, nerven zu keinen Zeitpunkt. Ihre Facetten sind vielfältig und in der Regel tiefgründig, wobei sich Nolan vor allem auf Cobb konzentriert und alle anderen Personen geschickt um ihn herum arrangiert. Er nimmt sich viel Zeit, um Gefühle und Gedanken seiner Charaktere zu entwickeln, weshalb sie äußerst echt und glaubhaft in ihrer Wirkung erscheinen. Keine Spur von aufgesetztem, überzogenem Hollywood-Tamtam, sondern nachvollziehbare Motive und Emotionen dominieren.
Zu Musik und Stil bleibt wenig zu sagen: Gelungen und eindrucksvoll!


Spannung: 4,5/5
Story: 4/5 (Mir hat minimal ein wenig Biss und Prägnanz gefehlt, die man mit einer weiteren Wendung hätte gut erzeugen können (meiner Meinung nach), ich vermute man hat aber aus verschiedenen Gründen darauf verzichtet, wahrscheinlich zugunsten des krassen Endes...)
Charaktere: 5/5 (Alle überzeugen, wobei Ariadne etwas zu schlau und einfühlsam ist für einen "normalen" Menschen...)
Logik: 4,5/5 (Die Zeitdehnung im Traum - ein dehnbares Konzept ;-))
Stil: 5/5
Dialoge: 4,5/5 (z. T. fast schon episch)
Musik: 5/5 (trotz wunderbarer Tiefe und Imposanz, nie aufdringlich, sondern immer angemessen)
Emotionen: 4,5/5 (mitreißend!)

GESAMT:  4,5/5

Inception - ein Film den man mehr als ein Mal gucken sollte, um ihn zu erfassen...

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