Samstag, 22. Oktober 2011

Babys und Katzen

Wenn man ein Baby und vier Miezen hat, wird man früher oder später mit mehr oder minder sinnigen Fragen konfrontiert, was das Zusammenleben von Kind und Katze angeht.

Die häufigste - und irgendwie auch ziemlich absurde - Frage ist bisher gewesen: "Habt ihr denn da keine Angst, dass sich die Katze auf das schlafende Baby legt und es erstickt?"

Wie Leute auf eine solche Frage kommen, kann ich nicht nachvollziehen, aber es scheint so ein typischer Mythos zu sein, der im Netz in irgendwelchen Foren etc. grassiert, wodurch (werdende) Eltern reihenweise Glauben gemacht werden, dass schlafende Kinder mit Leichtigkeit von felinen Pelzträgern im Schlaf erfluffelt werden könnten.

Betreiben wir da doch mal ein wenig Ursachenforschung:

* Woher kommt der Gedanke?

Der Ursprung dieser Idee scheint hauptsächlich aus einer Richtung zu strömen, wenn ihr mich fragt. Sie kommt höchstwahrscheinlich von der großen Fraktion Verwandter und Bekannter (werdender) Eltern, die selbst keine Katzen besitzen bzw. deren Erfahrungen mit Katzen extrem gering oder nicht vorhanden sind.
Sie kennen Katzen einfach nicht, sondern nur ein Bild, das andere von diesen Tieren zeichnen, also von Erfahrungen aus dritter, vierter, fünfter Hand.
Sie haben davon gehört oder es auch schonmal beobachtet, dass Katzen sich gerne überall hinflätzen, wo es warm und behaglich ist, also potentiell auch in ein Babybett, einen Stuben- oder Kinderwagen etc., weil solche Kuschelplätze einfach attraktiv sind - für Baby und Miez. Es kann sogar vorkommen, dass zu diesem Zeitpunkt ein Kind drinliegen mag und da fängt dann die Hexenjagd an:
Ein Fakt - Katzen liegen auch schonmal in Schlafgelegenheiten für und mit dem Nachwuchs - wird weitergesponnen, auch in eine Richtung, in die der Erfahrungsschatz dieser Leute nicht reicht, nämlich wie die Stubentiger überhaupt auf Babys reagieren und mit ihnen umgehen.
Natürlich verstehe ich, wenn man Angst um sein Enkelkind, seine Nicht, seinen Neffen, das Kind der Cousine, der Freundin, des Kollegen... hat und es ist auch nachvollziehbar, dass sich diese Furcht auf alles Mögliche ausweitet. Aber durch die fehlende Erfahrung greifen eben schnell Klischees, egal wie absurd die sein mögen. Es kommen auch Gedanken hinzu bei vielen wie "Tiere sind unhygienisch!" und "All die Haaaaaaa-ree!" und selbstverständlich auch die Bedenken bezüglich eventuell auftretender Allergien und eines unter Umständen erhöhten Risikos für SIDS, was das Bild von Katze und Kind nicht wirklich gerade zu rücken vermag...

* Was ist dran? 

Die Kernfrage ist ebendiese: Was ist dran an dem Mythos, dass Katzen Kinder im Schlaf erdrücken oder ersticken können? 
Um dieser näher auf den Grund zu gehen, muss man sich mal ansehen, wie Katzen allgemein auf Babys reagieren bzw. wie Kind und Tier interagieren. Ich kann da zwar nur von meinen vieren berichten, aber ich denke, den meisten Katzenbesitzern sollte das Folgende (zumindest in den Ansätzen) bekannt vorkommen:

Katzen sagt man nach, sie seien empathisch veranlagt, was ich auch glaube. Als wir also unsere Kleine mit heim brachten, reagierten sie zunächst verstört, jedoch nicht, weil da jemand neues war, sonder nweil sie das Mäuschen als Teil von mir angesehen haben - sie roch ja nach mir und war winzig und fast immer an mir dran...
Jedenfalls haben sie sich vorsichtig verhalten und beinahe so, als glaubten sie, ich sei krank - schließlich habe ich (eigentlich das Baby) sehr viel geweint. Außerdem litt unsere Tochter damals auch an schwerer Gelbsucht, sie war also wirklich nicht gesund.
Auch wenn sie auf dem Sofa oder dem Stillkissen lag, waren die Katzen nicht einmal versucht sich auf sie zu legen, schließlich bewegt sich ein Baby und macht Geräusche - und auf sowas legt man sich einfach nicht als Katze.
Wer einen Stubentiger hat, weiß, dass es die Vierbeiner zum Pennen lieber ruhig mögen. Selbst wenn sie sich auf einen Menschen drauflegen, dann nur, wenn er sich kaum oder gar nicht bewegt. Sobald dieser aufsteht, verzieht sich Miez meist unverzüglich von selbst.
Und auf einen Säugling bezogen bedeutete das, dass die Leute, die dem Mythos glauben, sicher auch die Reaktionen von Babys unterschätzen. Die kleinen Huschel fangen nämlich prompt an zu heulen, wenn was nicht stimmt und spätestens dann ist der feline Wiegenbesetzer weg. Schließlich ist so eine Babysirene LAUT! Und sie bewegt sich eben auch.
Und vor brüllenden, mehr und mehr mobilen kleinen Extramenschen kann man sogar Angst haben, die könnten ja gefährlich sein. Und auf die Idee, sich auf etwas zu positionieren, das möglicherweise gefährlich ist, wäre keine Katze bei uns je gekommen. Sobald die Kleine weinte, waren Cookie und Co. nämlich unverzüglich verschwunden. Lediglich wenn sie auf Mamas Arm schlief konnte man mal schnüffeln kommen oder sich mit gewissem Abstand irgendwo niederlassen, aber nie AUF dem Kindchen, wie gesagt, sondern maximal DANEBEN.
Klar, unsere Tiger lagen auch schonmal wo, wo sie nix zusuchen hatten: Louis testete den Kinderwagen noch vor unserer Tochter, Muffin und Emma lagen schon im Babywipper und alle fanden es toll, das Laufgitter auszuspähen. Allerdings war die Kleine nie drin, wenn es dazu kam und wenn sie doch mal im Ställchen lag/saß, dann ging es sofort wieder raus... die Katzen hatten einfach Angst vor Klein-Chrilu. I think, I made my point...
Außerdem lernen Haustier und Nachwuchs sehr schnell, wie sie miteinander umgehen müssen, besonders weil ja Babys mit den Monaten mehr und mehr können - psychisch und motorisch sind sie also ausgerüstet, einer Katze zu begegnen. Außerdem sind ja im Normalfall Mama und/oder Papa dabei, die können auf die Stubentiger ja auch erzieherisch einwirken, sollten sie doch mal die Krallen ausfahren...
Mittlerweile muss man außerdem sagen, dass unsere Tochter eher auf den Katzen liegt als umgekehrt, wobei nur Cookie das mit sich machen lässt, die anderen haben immer noch zu viel Respekt vor der Stammhalterin ihrer Menschen. Sie bleiben lieber doch bei einem gewissen Sicherheitsabstand.

* Insgesamt heißt das: 

Katzen legen sich zwar ins Kinderbetten etc., aber nicht auf Kinder.

Katze und Kind stellen sich aufeinander ein.

Babys entwickeln sich rasant und besitzen entsprechende psychomotorische Fähigkeiten, um mit einer potentiellen Gefahr durch Katzen umzugehen, angefangen beim angeborenen Reflex, zu schreien, sobald etwas nicht stimmt, um auf sich aufmerksam zu machen. 

Aufsichtspersonen achten im Normalfall auf das Baby und auf die Katzen.

Viele Katzen haben Angst vor Babys und kleineren Kinder, u. a. weil sie laut sind.

Tiere allgemein sind im Schlafbereich des Kindes für die Nacht trotzdem tabu.

* Was man beachten sollte:

Insgesamt sollte man trotzdem ein paar Dinge im Umgang mit Baby und Haustier beachten, denn Fakt ist, dass Tiere nicht ins Bettchen, die Wiege, den Stubenwagen oder das Elternbett - ja nichtmal ins Schlafzimmer (des Kindes) gehören.
Aus diesem Grunde sollte man schon während der Schwangerschaft das Schlafzimmer, welches sich Eltern und Baby im ersten Lebensjahr am besten teilen, zur Sperrzone für Katze, Hund, Frettchen und Co. erklären - sofern das nicht schon längst geschehen ist. Das beugt auch einem etwaigen, erhöhten Risiko für Plötzlichen Kindstot ganz im Allgemeinen vor (wie auch Stillen, ein angemessenes Raumklima und der Verzicht auf's Rauchen).
Kinderwagen, Laufgitter und Stubenwagen sollte man wegstellen oder abdecken, wenn sie nicht in Gebrauch sind. Außerdem sollte man alle Möbel, die sich Kind und Katze zwangsläufig teilen, regelmäßig säubern bzw. waschen oder absaugen, dann fühlen sich alle wohl.

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